Das kleine, in den Felsen gegrabene Gebäude befindet sich auf 931 m ü. M. und wurde vermutlich von den Älplern angelegt, um die Milch vor der Verarbeitung aufzubewahren und um Lebensmittel aufzubewahren, die eine kühle Umgebung brauchten. Ab 1915 und mit der Errichtung einer Nevèra (Schneekeller) in unmittelbarer Nähe wurde der Milchkeller nach und nach aufgegeben und geriet praktisch in Vergessenheit. Im Jahre 2023 wurde er vom Patriziat von Castel San Pietro wieder komplett renoviert; dieses hatte beschlossen, das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, als Zeugnis der bäuerlichen Kultur in dieser Gegend.
Das aus kalkhaltigen Steinen errichtete Bauwerk hat einen rechteckigen Grundriss und ist an der Fassade 4 m breit und 3.20 m tief in den Berg hinein. Auf dem Tonnengewölbe ruht ein Steindach. Im Hintergrund sieht man die Luftlöcher, durch die, kalte Luft nach innen strömt, und die Überreste eines Wasserkanals, der von einer Quelle gespeist wurde, die versiegt zu sein scheint.
Der Milchkeller
Im traditionellen bäuerlichen Umfeld diente der Milchkeller (casèll) dazu, die Milch vor allem im Sommer vor der Verarbeitung zu Butter in einem kühlen Raum aufzubewahren. Die Milch wurde sofort nach dem Melken in ein spezielles Kupferbecken (cùnca) geschüttet und im Keller gestellt; dort wurde sie mit Quellwasser oder über Luftlöcher, durch die, kühle Luft aus dem Erdinneren strömten, gekühlt. Am nächsten Tag schöpfte man den Rahm, der sich auf der Oberfläche gebildet hatte, mit einem speziellen Schöpflöffel (cóp) ab; dann wurde die Butter im Butterfass (penàgia) gemacht: ein wichtiges Lebensmittel in einer Selbstversorgerwirtschaft.
Der Milchkeller spielte somit eine unentbehrliche Rolle im Kreislauf der Milchkonservierung und -verarbeitung.